Anekdoten aus dem Alltag von Menschen mit Asperger-Syndrom

Aspies erzählen von sich

Man könnte mal die Wäsche runter tragen

Während meiner Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin, arbeitete ich eine Zeitlang in einer größeren Einrichtung. Mein Ausbilder sagte mir immer, was man mal machen könnte. Ich nahm ihn wörtlich, so kam es, dass viele Dinge, die man mal machen könnte, nicht gleich erledigt wurden. Viele Arbeiten wurden so erst später und oft auch lediglich von meinem Ausbilder selber erledigt. Meine Mutter übersetzte mir später, dass mein Ausbilder meinte, ich solle es sofort tun und nicht irgendwann mal. In der zweiten Einrichtung tauchten solche Aufforderungen nicht auf, doch dann in der dritten Einrichtung kamen solche Aufforderungen wieder. Als ich dann das erste Mal wieder die Aufforderung von einer Hauptmitarbeiterin hörte "man könnte mal die Wäsche runter tragen", rannte ich sofort los um die Wäsche herunter zu tragen. Die Hauptmitarbeiterin rief mich aber sofort wieder zurück und erklärte mir, dass ich diese Aussage ruhig wörtlich nehmen könnte, also "nicht sofort, aber demnächst". Ich war leicht irritiert und wusste nicht so recht, wie ich mich verhalten sollte. Doch wir einigten uns darauf, dass ich meine Mitmenschen in der Arbeit ruhig wörtlich nehmen dürfte, was für mich den Alltag erleichterte.